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Montag, 27. August 2012

Politischer Wahlkampf...ist das noch demokratisch?!



Analyse über die Wahlkampfstrategien der Nationaldemokratischen Partei Deutschland mit Focus auf die verdeckten, regionalen Organisationsarbeiten in Dortmund, NRW




An diesem Wochenende fanden in Dortmund, NRW die Kommunalwahlen statt.
Am Sonntag, 26. August 2012, wurde der Rat der Stadt Dortmund nach der sogenannten „Wahllüge zur Kommunalwahl 2009“ neu gewählt.
Die Wiederholungswahl 2012 brachte ein überraschend gutes Ergebnis für die Dortmunder SPD. Es war ein großer Erfolg für die Dortmunder SPD bei sehr geringer Wahlbeteiligung.
Die Dortmunder Grünen konnten zulegen, während CDU und FDP ein sehr schlechtes Ergebnis erzielten.

Doch der diesjährige kommunale Wahlwettkampf war mehr als nur ein politischen Messen der bekannten Parteien.

Vielmehr endete dieser Wahlkampf in einer Flut von Plakaten, Flugblättern und immer lauter werdenden Demonstrationen.
Mitverantwortlich für diesen plakativen Wahlkampf war sicherlich die augenscheinliche „Wahlpropaganda“ der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands, kurz NPD.
1.617 Dortmunder haben der NPD am Sonntag ihre Zweitstimme gegeben (0,7%).
Noch kurz vor dem Wahlwochenende verkündete die NPD-Dortmund stolz auf ihrer Internetplattform www.npd-dortmund.de:

„15.000 Plakate gehängt, etwa 180.000 Flugblätter verteilt, 40 Infostände und 18 Kundgebungen durchgeführt.“

Weiter heißt es dort:

„Entweder weiter Multi-Kulti-Terror und Finanzchaos oder endlich eine Partei im Stadtrat, die ausschließlich die Interessen der Deutschen vertritt […] 15.000 Plakate, die unsere Botschaften deutlich im gesamten Stadtgebiet sichtbar gemacht haben, konnten gehängt werden, wovon etwa 3.000 von linken Banden zerstört oder entwendet wurden.“

Abgesehen von dem fragwürdigen Syntax solcher Aussagen, muss man sich doch wirklich fragen, ob so etwas im Sinne des demokratischen Wahlkampfgeistes ist.
Solche und ähnliche Aussagen erinnern doch eher an Nazi-Regime-Propaganda.
Die aufgehängten Plakate ähnelten eher einer Hetzjagd als einem fairen Wahlkampf.
Menschenrechtsverletzende Wahlsprüche und diskriminierende Bilder schmückten die Wahlplakate der Nationaldemokraten.





Noch dazu scheinen die NPD’ler die Dortmunder tatsächlich mit Subtiler Borussen- Psychologie für sich gewinnen zu wollen, indem sie versuchen den potentiellen Wählern durch Schwarz-Gelbe Farbgestaltung Sympathie zu suggerieren.
Auch die Massen an „Wahlkampfmaterialien“ und der Überblick darüber sind verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die meisten anderen Parteien es gar nicht zwingend für Notwendig erachten, sich zu der Zahl der verwendeten Plakate zu äußern.
Umso lauter ist die NPD, wenn es um die Verkündung der Präsenz geht:

Insgesamt wurden in einer Woche 18 Kundgebungen mit Holger Apfel, Jens Baur, Matthias Faust, Stefan Köster, Claus Cremer, Timo Pradel, Axel Thieme und Matthias Wächter durchgeführt. Ferner konnten im gesamten Stadtgebiet in den letzten Wochen 180.000 Flugblätter verteilt und 40 Infostände durchgeführt werden.“
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Holger Apfel ist einer der Köpfe dieser Organisation. Er ist seit dem 13. November 2011 Bundesvorsitzender der rechtsextremen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands.
Von 2000 bis 2009 war Apfel stellvertretender Bundesvorsitzender der NPD.
Seit 2004 ist er Vorsitzender der NPD-Fraktion im sächsischen Landtag und von 2009 bis 2012 war er Landesvorsitzender der NPD Sachsen.
Außerdem war Apfel Vorsitzender des Nationalen Bündnisses Dresden.
Er ist kein unbeschriebenes Blatt in der Szene und wurde bereits 1996 Verlagsleiter des NPD-Verlags Deutsche Stimme Verlag und im Jahr 2000 Chefredakteur des gleichnamigen Parteiorgans der NPD, der „Deutschen Stimme“, ein Presseorgan der NPD.
Im Januar 2005 kam es im sächsischen Landtag während einer provokanten Rede Apfels zu tumultartigen Auseinandersetzungen, die bundesweit für Aufregung sorgten und die Debatte über den Umgang mit der NPD neu entfachten.


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Mit solchen Politikern an der Spitze der Partei und an der Front im Wahlkampf muss die NPD einfach mit Widerstand von außen rechnen.
Etliche Demonstrationen begleiteten die Kommunalwahlen und auch Parteien wehrten sich gegen die rechtextremen Züge einiger Mitstreiter und antworteten ebenfalls mit Plakaten.

Doch auch hier reagierte die Szene schnell.

Drei Männer aus der rechten Szene haben an einem Wochenende an der Rheinischen Straße Wahlplakate der Grünen abgerissen und beschädigt.
Die 23 bis 24 Jahre alten Männer aus Gelsenkirchen standen unter Alkoholeinfluss und wurden kurz nach der Tat von der Polizei festgenommen. Sie wurden zur Ausnüchterung ins Gefängnis eingeliefert.



Einige Tage später hatten Zeugen erneut die Polizei zur Möllerbrücke gerufen. Dort hatten zwei 21 Jahre alte Dortmunder Wahlplakate der Grünen beschädigt. Sie gehören ebenfalls zum rechten Spektrum. Gegen die Tatverdächtigen wurde Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gestellt.

Aufgrund der sich häufenden Aufstände der rechten Szene wurden erneut geplante Demonstrationen am 31.08. und 01.09, sogenannte Nazi-Aufmärsche, von der Polizei verboten. Polizeipräsident Norbert Wesseler erklärte zum Thema Demoverbot:
„Durch die Arbeit der Sonderkommission "Kein Raum für Rechtsextreme" habe man zusätzliche Einblicke in die Organisation der verbotenen Organisation "Nationaler Widerstand Dortmund" gewonnen. So konnte die Dortmunder Polizei das Verbot der Gruppe durch NRW-Innenminister Jäger am Donnerstag unterstützen […]Man habe mit der damals noch nicht verbotenen Gruppe Kooperationsgespräche über einen Aufmarsch in Hörde geführt. […] Das dulden wir nicht und setzen die Ziele des Vereinsgesetzes durch! Wir, die Polizei Dortmund, werden konsequent den Weg gegen Verfassungsfeinde weitergehen, den wir eingeschlagen haben. Und wir werden nicht zulassen, dass verbotene Demonstrationen durchgeführt werden."
Die Polizei Dortmund informiert weiter auf der Internetseite www.polizei-nrw.de/dortmund :

Die Dortmunder Polizei steht in den nächsten Tagen im Zusammenhang mit dem angemeldeten und zu erwartenden Demonstrationsgeschehen vor einem ihrer längsten Einsätze. Durch die angekündigte Einrichtung eines Antifa-Camps wird der begleitende polizeiliche Einsatz bereits am Freitag, 24.08.2012 beginnen.Eine Vielzahl von Veranstaltungen und demonstrativen Aktionen ist angemeldet. Wir werden diese mit der erforderlichen Professionalität schützen und Gewalttätigkeiten konsequent entgegentreten. Zur Information der Bürgerinnen und Bürger werden in den nächsten Tagen Infomobile an verschiedenen Standorten zu finden sein. Wir werden frühzeitig über die Termine informieren.“


Ab sofort nutzt das Polizeipräsidium Dortmund auch die Sozialen Netzwerke Facebook und Twitter für alle aktuellen Informationen.

 www.facebook.com/pages/Polizei-Dortmund-Einsatz/466394926714456

http://twitter.com/PolizeiDortmund


Vier Tage vor den Kommunalwahlen in Dortmund rückten mehr als 900 Polizisten am frühen Donnerstagmorgen zu einem Großeinsatz gegen die rechtsextremistischen Vereine „Kameradschaft Aachener Land“, „Kameradschaft Hamm“ und „Nationaler Widerstand Dortmund“ aus. Knapp 150 Räume im Ruhrgebiet und im Raum Aachen wurden durchsucht, wie ein Sprecher des Innenministeriums in Düsseldorf mitteilte:
„Es dürfte sich um den wohl größten Schlag gegen Neonazis in dem bevölkerungsreichsten Bundesland handeln.“
Bei der Razzia wurden unter anderem Schusswaffen, Schlagringe, Schlagstöcke, Eisenrohre, Springmesser, Baseballschläger, ein Morgenstern, eine Zwille und Pfefferspray sichergestellt. Die Beamten beschlagnahmten auch eine Vielzahl von Datenträgern und Propagandamaterial und sogar eine Hitler-Büste. Festnahmen gab es zunächst wohl nicht. Die Polizisten durchforsteten Wohnungen und Vereinsräume in Dortmund, Bochum, Gelsenkirchen, Hamm, im Kreis Unna, in Münster, Bielefeld, Schwerte, Lünen und im Großraum Aachen. Das Vermögen der Kameradschaften werde beschlagnahmt, das Tragen der Vereinssymbole sei nun verboten, sagte der Ministeriumssprecher:
„Es sind die drei aktivsten Neonazigruppen in NRW. Wir reißen damit große Löcher in das Netzwerk der Neonazis.“
Auch die Dortmunder Polizei sprach vom bisher „umfangreichsten Schlag gegen Rechtsextremisten“.
 

Die Neonazi-Gruppierung „Nationaler Widerstand Dortmund“ wird den Autonomen Nationalisten zugerechnet, die als äußert gewaltbereit gelten. Rund 50 Mitglieder – etwa zwischen 15 und 25 Jahre alt – bilden den harten Kern. Ihr Aussehen wirkt modern. Zum Outfit gehören schwarze Kapuzenpullover, Turnschuhe und Sonnenbrillen. Propaganda-Slogans werden inzwischen auch auf Englisch gesprüht oder plakatiert, was vor Jahren in der Szene noch verpönt war. Die Gruppe ist äußerst aktiv. Durch die schnelle Verbindung in Nachbarstädte können die Mitglieder zu Spontanaktionen schnell weitere Anhänger mobilisieren.

Das gefundene Material zeigt außerdem eine eindeutige Verflechtung von der NPD und gewaltbereiten Neonazis und deren Organisationen. So wurden in den Räumen des Vereins in Dortmund von den Beamten 1.000 Plakate der rechtsextremen NPD sichergestellt. Der Fund wird der Bund-Länder-Kommission als Material für ein mögliches NPD-Verbotsverfahren zur Verfügung gestellt. Innenminister Ralf Jäger (SPD) in Düsseldorf betonte:

„Die Mitglieder und Unterstützer der verbotenen Vereinigungen lehnen unsere Demokratie und die geltende Rechtsordnung ab. Sie bekannten sich offen zum verbrecherischen Nationalsozialismus und zu führenden Personen dieses menschenverachtenden Systems. Alle ihre Aktionen sind darauf gerichtet, unsere demokratische Gesellschaftsordnung zu untergraben. Diese Kameradschaften sind fremdenfeindlich, rassistisch und antisemitisch.“

Er kündigte weitere Aktionen gegen Neonazis an.

 „Auch weiterhin werden wir gegen verfassungsfeindliche Neonazis vorgehen und ihnen auf die Springerstiefel treten. Wir werden auch weiterhin alle Möglichkeiten nutzen, um den braunen Sumpf auszutrocknen.“  
 
Des Weiteren löste die Polizei eine Spontandemonstration von fast 20 Rechtsextremen in Dortmund auf. Sie hatten sich nach Angaben der Polizei als Reaktion auf das Verbot und die Durchsuchungen versammelt. Als bekannt wurde, dass der Anmelder der Demonstration einer der verbotenen Kameradschaften angehörte, löste die Polizei die Versammlung auf. Einer der Teilnehmer war der natürlich der NPD-Bundesvorsitzende Holger Apfel.

Die Aktion gegen Rechtsextreme war nicht die erste in diesem Jahr in NRW. Erst im Mai hatte Jäger die Kölner „Kameradschaft Walter Spangenberg“ verboten. Im April wurden 20 Gebäude durchsucht. Nach einer jüngst veröffentlichten Antwort des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen ist Kriminalität aus dem rechtsextremen Milieu weiterhin ein Problem in NRW. Mit 1.517 rechtsmotivierten Straftaten habe es zwischen Januar und Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 52 Fälle mehr gegeben. Für das 2011 wurde mit 3.015 Straftaten der dritthöchste Wert für rechte Kriminalität in NRW in den vergangenen zehn Jahren registriert.

Sind also schlussendlich vielleicht auch die aggressiven Wahlkampfstrategien der NPD mit Schuld an den enormen Auswüchsen des „braunen Sumpfes“ vor allem in der „Hochburg Dortmund“? Warum gibt es eigentlich keine präzisen Richtlinien bezüglich der Gestaltung solcher politischen Wahlkampfplakate, die diese Art der politischen Provokation unterbinden?

Uns bleibt die Demonstrationslust und der Wille uns gegen „die Nationalen“ laut zu machen.



Quellen

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